Die schleimige Invasion

Oder wenn Nacktschnecken den Garten überrennen

Sie haben mir schon viele Alpträume beschert und auch so manchen Ernteausfall. Wegen ihnen ändere ich jedes Jahr im Sommer meine Morgenroutine und investiere meine kostbare Zeit – viel Zeit. Früh morgens, wenn die meisten meiner Nachbarn noch schlafen, begutachte ich den nachts entstandenen Pflanzenschwund in meinem Garten und fange an zu sammeln. Nicht nur eine oder zwei – nein viele, sehr viele und das jeden Tag. Dabei müsste ich sie eigentlich mögen, sind die meisten von ihnen doch Veganer – eine Tatsache, die sie eigentlich zu meinen Freunden machen sollte. Doch ihr übermäßiger Hunger und die schier unendliche Zahl ihrer Nachkommen, stellen mein Projekt Selbstversorgung immer wieder auf eine harte Probe und damit auch meine Zuneigung zu ihnen. Ihr ahnt es schon: die Rede ist von Nacktschnecken.

Ein Bick über den Tellerrand

Auch wenn es aufgrund des ungleichen Kampfes schwer zu akzeptieren ist: Schnecken – auch die Nacktschnecken – sind ein wichtiger Baustein des ökologischen Gleichgewichtes. Als Teil der natürlichen Gesundheitspolizei durchforsten sie unermüdlich den Garten nach abgestorbenen, kranken und schwachen Pflanzen und bauen diese zu wertvollem Humus ab.

Unser vielgeliebter Salat wird am Ende also wertvoller Dünger – ist das nicht eine Änderung der Sichtweise wert? Naja, nicht ganz oder? Aber ein bisschen – vielleicht. Durch das Fressen kranker Pflanzen verhindern Schnecken zudem die Ausbreitung und Übertragung vieler Pflanzen-krankheiten, die auch uns Gärtnern schwer zu schaffen machen können.

Artenvielfalt im Kampf gegen Schnecken

Aber wie bei allem gilt auch hier: auf das richtige Maß kommt es an. Wird der Garten förmlich von den Nacktschnecken überrannt, fehlen schlichtweg die Fressfeinde. Ein untrügliches Zeichen, dass das Gleichgewicht kein solches mehr ist, sondern zugunsten der schleimigen Kriecher verschoben wurde. Wenn Igel, Molche, Blindschleichen und Spitzmäuse, auf deren Speisezettel Nacktschnecken stehen, fehlen, ist der Kreislauf kein Kreislauf mehr.

Leider muss ich mir an dieser Stelle eingestehen, dass auch mein Garten ein Paradies für Nacktschnecken ist und damit wohl nicht im Gleichgewicht. Sicher, ich bewirtschafte den Garten noch nicht lange. Und ja, seitdem ist viel passiert: es entstand ein kleiner Teich, eine Totholzhecke, ein Igelhaus, eine Wildblumenwiese und ein Steinhaufen. Doch das scheint nicht zu reichen – schon gar nicht angesichts aufgeräumter Gärten soweit das Auge reicht. Vielleicht sind die Nützlinge einfach noch nicht in meinen Garten vorgedrungen. Vielleicht fehlt aber auch noch das letzte Puzzleteil, damit sich die Feinschmecker der Nacktschnecken wohlfühlen. Obwohl: ein paar kleine Erfolge kann ich verzeichnen. Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Zahl der – zwar auch Schnecken, aber die Nützlichen – Tigerschnegel und Gehäuseschnecken stark gestiegen. Zumindest eine kleine Hilfe gegen die schier übermächtige Zahl der pflanzenvernichtenden Invasion. Ein kleiner Lichtblick also.

Mein Ziel

Und so versuche ich es weiter mit dem Herstellen eines natürlichen Gleichgewichtes. Bis dahin vertreibe ich mir die Zeit mit Schneckensammeln und versuche den ein oder anderen Pflanzenverlust mit einem Lächeln auf den Lippen abzuhaken.

Meine Tipps gegen Nacktschnecken

Absammeln

Zwar zeitaufwändig, aber für mich am wirksamsten ist das tägliche Absammeln am frühen Morgen oder nach einem Regenschauer.

Schneckenzaun

Um Jungpflanzen, die besonders gefährdet sind, errichte ich Schneckenzäune. Bis zu einer gewissen Pflanzengröße funktionieren diese wunderbar.

Nacktschnecke auf Blume I Panta Rhei - Energie im Fluss

Kaffeesatz

Kurzfristig hilft Kaffeesatz ganz gut, um die schleimigen Kriecher von Pflanzen fernzuhalten - allerdings nur an trockenen Tagen.

Mulchen

Mulchen mache ich vor allem für den Boden. Allerdings lieben auch viele Schnecken lieber den Mulch als die Pflanzen daneben.

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